Die Spenden sind in Albanien/im Kosovo angekommen.

Auch im Dezember 2023 hat der Leipziger Verein „Perspektiven für Kinder auf dem Westbalkan e.V.“ eine Projektreise in die Westbalkanstaaten unternommen.
Vom 17. bis zum 21. Dezember 2023 reisten daher die Vorstandsmitglieder Michael Eichhorn und Maximilian Schöpe auf eigene Kosten in die Region, um sich persönlich ein Bild von der Umsetzung der Projekte vor Ort zu überzeugen.
Am 18. Dezember waren sie dafür in der Siedlung von Fushe Kosove unterwegs. Das Viertel ist aufgrund der Auswirkungen der Bürgerkriegszeit besonders nach wie vor extremer Armut betroffen. Kaum Anwohner*innen im Viertel können einer geregelten Beschäftigung nachgehen. Um das Leiden der zumeist kinderreichen Familien etwas zu lindern, haben wir im Viertel insgesamt 31 Lebensmittelpakete für je 30 € an bedürftige kinderreiche Familien verteilt. Da die Winter im Kosovo sehr kalt werden können und es im Armutsviertel keine Fernwärme gibt und die meisten Familien mit Brennholz heizen müssen, haben die Vereinsmitglieder auch wieder Brennholz verteilt. Dank der Spenden aus Deutschland konnten in diesem Jahr 48 bedürftige Familien mit Brennholz versorgen. Leider erhielten diesmal 12 Familien weniger Brennholz, weil bis zur Projektfahrt deutlich weniger Spenden eingingen als im vorigen Jahr.
Sowohl das Brennholz als auch die Lebensmittelpakete wurden bei Händlern vor Ort gekauft, um die lokale Wirtschaft zu stärken. Ebenso haben Micha und Max vot Ort Orangen und Schokolade gekauft, um den Kindern bei der Übergabe eine kleine Freude zu bereiten.

Brennholz
Lebensmittelpaket

Am nächsten Tag ging es für die Vereinsmitglieder weiter nach Albanien, wo der Verein schon seit vielen Jahren das Kinderzentrum „Rreze Dielli“ in der Bergen der Hauptstadtregion Tirana besucht.
Das Zentrum ist ein wichtiger sozialer Anker für die abgelegenen Bergdörfer in der Region. Es bietet dabei für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen einen Anlaufpunkt und betreut diese vielfältig, z. B. in der Hausaufgabenbetreuung oder versucht auch kranke Kinder (einschl. Therapie-behandlungen) in die Gesellschaft vor Ort zu integrieren. Der Verein sammelte dafür in Deutschland Spenden in Höhe von
3.000 €, die vor Ort übereicht werden konnten. Ebenso wurden für die Kinder Geschenke (u. a Spielzeug) gekauft. Dies haben die Vorstandsmitglieder vor Ort getan, um die einheimische Wirtschaft zu stärken. Dabei durften sich 40 Kinder über Weihnachtsgeschenke freuen. Zur Begrüßung führten die Kinder – wie in jedem Jahr – ein herzzerreißendes Programm vor.
Für die meisten Kinder wird es bei diesem einzigen Weihnachtsgeschenk bleiben. Es war ein bewegender und rührender Tag, den man nicht schnell vergessen wird.

Freude über die Weihnachtsgeschenke aus Deutschland.

Außerdem betreut das Heim Familien, die in den abgelegenen Bergdörfern vom Erdbeben 2019 betroffen waren. Nach wie vor leben immer noch zahlreiche Familien in Containern oder Zelten, welche ihn die Regierung 2019 als Soforthilfe gestellt hat. Dank der Spenden aus Deutschland konnten wir als Verein für 30 Familien Lebensmittelpakete im Wert von je 50 € kaufen. Acht davon haben die Vereinsmitglieder mit Mitarbeiter*innen des Zentrums selbst vor Ort in den Bergen verteilt, um sich einen Eindruck von der Lebensrealität der Menschen vor Ort machen und den Menschen vor Ort zeigen zu können, dass sie die Menschen in Deutschland noch nicht vergessen haben. Allgemein ist uns aufgefallen, dass die Lebensmittelpreise in Albanien im Vergleich zum Vorjahr sehr stark gestiegen sind.

Lebensmittel für Menschen, die immer noch in Containern bzw. Zelten untergebracht sind.

Nach einem aufreibenden, aber auch schönen Projekttag in Albanien, ging es dann wieder zurück in die Republik Kosovo. Der Verein hat für drei Familien, welche Kinder mit besonderen medizinischen Bedarfen haben, Patenschaften in Deutschland organisiert. Mit den Eltern der Kinder waren die Vereinsmitglieder einkaufen, der Restbetrag der Paten wurde an die Familien vor Ort in Fushe Kosove übergeben. Bei unserem Besuch wurden wir auf ein Mädchen aufmerksam, welche durch einen Geburtsfehler Nervenschädigungen am Arm erhalten hat. Ärzte bescheinigten der Familie, dass man durch einen operativen Eingriff Linderung verschaffen könnte. Leider gibt es im Kosovo keine gesetzliche Krankenversicherung und die Familie hat kein Geld, um die Operation zu finanzieren, weshalb wir auch auf diesem Weg für das Mädchen gern Geld für die Operation sammeln würden.
Einen derartigen Fall hat der Verein bereits mehrmals berichtet: Das Mädchen Medina wurde in Essen geboren. Es leidet an einer Hüftfehlstellung, weshalb es in Essen operiert werden musste. Vor der geplanten OP an der Uniklinik Essen, wo ihr wieder Schrauben, Federn und Platten entfernt werden mussten, wurde die Familie trotz ärztlicher Bedenken nach Kosovo abgeschoben. Dort konnte sich die Familie die OP nicht leisten, weshalb der Verein Spender für den lebensnotwendigen medizinischen Eingriff suchte und diese dank der Hilfsbereitschaft der Spender im Sommer 2017 auch durchgeführt werden konnte. Noch heute muss Medina zur Physiotherapie. Die Vereinsmitglieder waren daher mit dem Vater von Medina bei der Physiotherapie in Fushe Kosove, wo das Mädchen seine letzte Behandlung erhalten hat und für weitere 20 Therapiesitzungen für 300 € organisierte.

Am letzten Tag der Projektreise haben sich die Verantwortlichen des Vereins wieder mit Partnerorganisationen vor Ort getroffen. In Fushe Kosove arbeitet der Verein schon lange mit dem SOS Kinderdorf zusammen. Dieses Projekt leistet vollumfängliche soziale Arbeit für Familien in prekären Verhältnissen. Das Ziel ist dabei zu verhindern, dass Familien, aufgrund der äußeren Rahmenbedingungen auseinanderbrechen. Die Hilfe reicht dabei, von Bewusstseinstrainings für junge Frauen und Mütter, über Hilfe bei Schulaufgaben und der Ausbildung bis hin zur finanziellen Unterstützung, bei medizinischen Bedarfen. Das Projekt wird vom Leipziger Verein pro Jahr mit 10.000 € unterstützt. Die Familien sind dabei bis zu 5 Jahren im Programm. Ziel ist es dabei, dass diese nach dieser Zeit im Programm im Zusammenhalt gestärkt werden und in die Lage versetzt werden für sich selbst zu sorgen. In diesem Jahr konnten damit u. a. im Sommer Schulmaterialien für über 70 Kinder finanziert werden. Regelmäßige medizinische Unterstützung erhalten zur Zeit 193 Hilfsbedürftige.

Ebenso gab es erneut ein Treffen mit dem Down Syndrom Center in der Hauptstadt Pristina. Der Verein wurde von betroffenen Eltern gegründet und betreibt heute fünf Center mit 65 Mitarbeitern im Kosovo. Ziel ist es dabei vor allem Kinder und Jugendliche mit Down Syndrom zu fördern und in die Gesellschaft zu integrieren. Aus Sicht der Leipziger ist es beeindruckend, wie stark das ehemals ehrenamtliche Projekt dazu in der Lage ist, die Notdürftigen zu fördern. In Pristina konnte Anfang Dezember eine neue Immobilie bezogen werden. Die Betriebskosten werden dabei von der Stadt übernommen. Aktuell werden dort 94 Menschen mit Down Syndrom gefördert. Um die Arbeit zu unterstützen haben die Leipziger eine Spende in Höhe von 3.000 € übergeben und hoffen, auch auf weitere Spender aus Deutschland, um dieses wichtige soziale Projekt weiterhin fördern zu können.

Alles in allem, war es wieder eine sehr erfahrungsreiche Projektfahrt. In der kurzen Zeit haben die Vereinsmitglieder viel geschafft, aber wie in jedem Jahr hätte man noch deutlich mehr Geld ausgeben müssen, um allen Bedürftigen gerecht zu werden. Aber dies geht nur mit systematischen Verbesserungen im Sozialsystem vor Ort. Jedenfalls konnten wir zumindest die Not einiger Menschen in prekären Situationen lindern.

Wir danken allen, die mit ihren Spenden das Leid vor allem der Kinder etwas mindern können.